Rollentausch und Zeit zum Nachdenken
Startnummernausgabe: Problemlos und freundlich.
Nudelparty inkl. Nachschlag:Einfach lecker, dazu ein Keiler-Weißbier.
Übernachtung: Im Zelt nur 100 m vom Start- und Zielbereich kostenlos.
Frühstück am Marathontag: Ab 06:00 Uhr ganz entspannt für schlappe 5 EURO eine Riesenauswahl und bequem im Sportlerheim angerichtet.
...Zum ersten Mal waren Daniel und ich beim Keiler-Bike-Marathon dabei, der zum 12. Mal ausgetragen wurde. Wir spürten sofort, dass hier organisatorisch und streckentechnisch nach unserer Meinung alles perfekt abgestimmt war.
Wir meldeten uns, wie gewohnt auf die Langstrecke an. 103km und ca. 2.300 Höhenmeter waren auf Null zu bringen. Der getrennte Start der einzelnen Distanzen (30km, 58km, 100km) gestaltete die Startphase entspannt und leistungsorientiert. Preisgeld- und Zeitjäger standen beim Start ganz vorne, wir standen mittendrin.
Wir fuhren, wie fast immer als Zweierteam tauschten diesmal die Rollen. Daniel konnte durch seinen Trainingsvorsprung den Marathon locker und mit viel Genuss fahren, während ich mich an den Anstiegen ordentlich anstrengen musste, damit wir zumindest bis zur vierten Stunde homogen über den Kurs rollen konnten. Aber der fünften Stunde fuhr ich dann hinter mir selber her.
Auf einer abwechslungsreichen, tollen Strecke mit herrlichen Trails, Up- and Downhills hatten wir viel Zeit (05:32 Stunden) zum Nachdenken und philosophieren, die hervorragend ausgestatteten und gut positionierten Verpflegungsstellen spendeten uns reichlich Energie nicht nur für die Beine.
Der Keiler-Bike-Marathon war mein erster Langstreckenmarathon seit mehr als einem Jahr – Mann oh Mann hatte ich das vermisst!
Der erste Teil des Marathons war locker und leicht zu fahren, die Höhenmeter, die Kilometer flogen leicht vorbei – erst in der zweiten Hälfte wurde es kritischer und typische Gedanken flogen mir durch den Kopf.
„Warum fährst Du eigentlich die Langstrecke, obwohl du erst den Saft für die 56 km in den Beinen hast?“ fragte ich mich, als wir auf die 2 Runde, die letzten 45km einbogen und uns beim ersten Anstieg ein ordentlicher Gegenwind ins Gesicht blies.
Weil die Langstrecke, den Spaß am Mountainbiken ohne Rennstress in vollem Umfang am besten befriedigen kann und sich Momente, in denen man z.B. am liebsten vom Rad steigen und schieben würde, einem die Arme und Schultern vom Downhill brennen oder die Sonne das Hirn zerbrutzelt, einbrennen und unvergesslich werden. Nicht jedes Mal lohnt es sich, solche Momente in Berichten festzuhalten, in Wombach jedoch, war für mich jeder Meter der Strecke Spirit und Genuss pur.
Mir wurde nach langer Pause wieder bewusst, das ich diesen Sport nicht betreibe, um einen Titel zu holen, oder auf dem Treppchen zustehen - dafür reicht einfach der Saft nicht. Hier geht es um Spaß und manchmal auch um den Kampf um Position 76 oder 77. Die Langstrecke zeigt mir immer wieder klar und deutlich Schwächen und Stärken auf - unmissverständlich. An der Stelle, an der andere aufhören, beginnt für die Langstreckenfahrer erst der Reiz ohne Blick auf das Podium, sondern mit Blick auf die Zeit, die verbleibenden Kilometer und Höhenmeter.
Und auch wenn im letzten Drittel des Marathons die Anstiege nicht mehr so willkommen sind, wie im ersten Drittel, wo noch ordentlich Dampf auf der Kurbel ist, so sind es gerade diese Anstiege, die einem viele kleine Lektionen erteilen und das ermüdete Bewusstsein wieder schärfen.
Wahrscheinlich lag es an der unermüdlich brennenden Sonne, das mir solche und viele andere Gedanken im Kopf rumschwirrten, der Kurs jedenfalls forderte volle Konzentration, nicht nur an schwierigen vor allem aber an den vielen traumhaften Abschnitten.