Rennbericht 12h Race Sülzhayn am 01.11.2008
Wolfgang Kölsch Einzelstarter
"Gestern fand in Sülzhayn, am Südrand des Harz, ein 12 Stundenrennen statt, bei dem ich letztes Jahr schon mal teil genommen hatte, damals allerdings noch in einem 4er Mannschaft, dieses Mal solo. Es waren sehr viele vom Team anwesend (Ando, Ingo, Mike, Norman Ronald, Scholli), die bis auf Ronald alle Solo fuhren.
Nach etwas verkorkstem
Start habe ich einen prima Rhythmus gefunden. Ich bin auf den ersten 3-4 Runden bergauf immer ein gutes Stück langsamer gefahren als ich eigentlich gekonnt hätte. Dadurch haben mich zwar viele überholt, aber die Berge, vor allem der eine lange Anstieg in der Mitte, haben bei weitem nicht so viel Kraft gekostet, wie wenn ich ihn Vollgas gefahren wäre. Daher konnte ich noch lange weiterfahren, als viele meiner Mitfahrer schon aufgehört hatten.
Leider verlief das Rennen nicht komplikationslos. Zu Beginn der dritten Runde klemmte meine Schaltung, so dass ich nach 1 km umdrehte und zum Fahrerlager zurückfuhr, wo der Chef vom Eldorado Radladen aus NDH, mit dem Ronald im Team fuhr, sie justierte.
Auf der 4. Runde hat es mich kräftig zerlegt, ulkiger weise auf Asphalt, wo man es am wenigsten vermutet hätte. Ich kam sehr flott eine Nebenstraße herunter, musste bremsen, zugleich vorne aufs mittlere/kleine Blatt schalten und links ins Gelände abbiegen. So viele Aktivitäten auf einmal überfordern nun mal einen Mann, vor allem wenn er gerade geistig im Halbschlaf ist. Das Hinterrad ging weg und es hat mich ziemlich auf die Straße geknallt. Außer eine kaputten Regenjacke, einem Hämatom am Gesäß und ein paar kleineren Kratzern ist zum Glück nicht passiert. Nach 5 min Ausschütteln konnte ich weiterfahren.
Danach legte ich eine kurze Pause ein. Dabei bemerkte ich, dass Maik schon so halb die Segel streichen wollte. Er hatte sich gerade auf die Massagebank begeben und schwankte, ob er noch weiterfahren sollte. So einfach aufhören geht aber nicht, wir sind schließlich nicht zum Vergnügen hier ;-)
Nach kurzer Zeit kam er dann wieder von der Massagebank runter und wir wollten noch mal gemeinsam zwei große Runden in Angriff nehmen.
Es kam, wie es kommen musste. Direkt beim ersten Anstieg krachte die Schaltung wieder und es machte keinen Sinn weiterzufahren. Also wieder umdrehen, wieder ins Fahrerlager zurückrollen, wieder zum Mechaniker - diesmal zum "offiziellen" vom Veranstalter. Wir fanden gemeinsam die eigentliche Ursache. Eine kleine Madenschraube, mit der das Schaltwerk am Schaltauge befestigt ist, hatte sich gelöst. Eine Ersatzschraube hatte er zwar nicht dabei, er stellt mir die Schaltung aber so ein, dass ich weiterfahren konnte - nur das Pizzablech, also das 34 er Ritzel war nicht mehr benutzbar. Zu meiner Überraschung hielt die "Notlösung" bis zum Ende der Veranstaltung und nur 2-3 kurze Kettenklemmer erinnerten mich daran, dass da unten was nicht in Ordnung war.
Maik war zwischenzeitlich natürlich ein gutes Stück weitergefahren, so dass ich mich alleine auf die 5. Runde begab. Dort fuhr ich lange in Sichtweite von Ronald, der mich allerdings auf der Abfahrt gnadenlos versägte. Im Ziel wartete dann wieder Maik und wir fuhren die 6. Runde gemeinsam. Danach beendete er sein Rennen.
Ich hatte irgendwann während des Rennens mir zum Ziel gesetzt, die 3.000 Höhenmetermarke zu knacken. Das hatte ich dieses Jahr nur einmal gerade so geschafft und dies bei einem Rennradmarathon. Diese Zahl wollte ich überbieten, wofür 3 kleine Runden mit Licht reichen sollten. Also, Licht montiert und los gefahren. Vorher hatte mir Simone noch eine Kopfschmerztablette überlassen, die den Spannungsschmerz im Nackenbereich kaschierte.
Ab diesem Zeitpunkt lief es richtig gut bei mir und das trotz fehlendem 1. Gang. Als die 3 Runden herum waren, fühlte ich mich fitter als nach der 6. großen Runde; ergo: weiter gehts! Noch eine und noch eine und noch eine...
Nach der 6. kleinen Runde machte ich eine kurze Pause und nahm mir eine abschließende letzte Runde vor. Daraus wurden wieder zwei, da die Beine noch fit waren. Auf der 8. und letzten Runde hatte ich dann aber zwei "Beinahe-Stürze", weil meine Konzentration einfach weg war. Daher beendete ich dann mein Rennen, obwohl ich konditionell vermutlich noch eine weitere geschafft hätte. Aber das war mir dann doch zu gefährlich, dass ich mich kurz vor Schluss noch in die Botanik lege.
Die Platzierungen sind noch nicht raus, aber mit 115 km dürfte ich jedenfalls nicht Letzter geworden sein. Mit 3.748 Höhenmeter habe ich jedenfalls meinen persönlichen Höhenmeterrekord deutlich geknackt und somit mein Ziel erreicht. Das versüßt mir die heute völlig verspannte Muskulatur, an der auch die abschließende Massage gestern wenig änderte."
Viele Grüsse
Wolfgang