4. Skoda Velothon Berlin 22.05.2011
Mein schnellstes Rennen!
Eigentlich war der Velothon in Berlin schon ein paar Jahre lang auf meiner Wunschliste. Aber die letzten Jahre kam immer etwas dazwischen, auch da die Planung eines Kurzausflugs in eine Stadt dieser Größe aufwändiger ist, wenn man sich dort nicht richtig auskennt. Inzwischen haben wir Freunde, die im schönen Berlin-Friedenau wohnen, was die Planung und Logistik doch deutlich erleichterte; somit hat es dieses Jahr gepasst. Am Samstag Nachmittag fuhr ich zum Warmup noch eine kleine Runde durch den nahen Grunewald. Ohne große Mühe kam ich im Grundlagenbereich auf Tempo 30. Das machte Hoffnung für den Renntag. Am Renntag dödelte ich erst einmal quer durch die Stadt zum Brandenburger Tor. Dieses zu finden war gar nicht so trivial, zumal überraschend wenige Radler im Stadtbild zu sehen waren. Nach knapp einer halben Stunde hatte ich aber dann doch zunächst die Gepäckstation für die Startbeutel (mitten im Regierungsviertel, auf halber Strecke zwischen Bundeskanzleramt und Reichstag) und danach auch meinen Startblock gefunden. Ich stand im Startblock F (für Fußlahme ;-) ), was damit zusammenhing, dass ich noch nie in Berlin oder Hamburg gestartet war. Um 9:20 h fiel der Startschuss für Block A und für die VIPs, bei uns tat sich erst einmal nichts. Das blieb auch lange so, denn ich war im vorletzten Startblock und bei fast 6.000 Startern auf der Langstrecke dauert es eben, bis sich die Blocks B bis E in Bewegung gesetzt hatten. Nach schier endlosen 25 Minuten ging es endlich langsam los, zunächst vom Startblock, der sich direkt vor dem Hotel Adlon Unter den Linden befand, neutralisiert im Schritttempo durch das Brandenburger Tor, was emotional ein kleines Highlight war. Kurz nach dem Brandenburger Tor kam dann die Startlinie und los ging´s - oder auch nicht.
Es bestätigte sich wieder das Vorurteil gegen hintere Startblocks: Kaum Tempo, jeder schob die Verantwortung auf den anderen, ein riesiger, unbeweglicher Pulk, der gemütlich mit Tempo 30 in Richtung Charlottenburg dümpelte. Plötzlich, gefühlte 10 Minuten waren vergangen, änderte sich die Situation. Es formierte sich wie aus dem Nichts ein Zug mit rund 10 Fahrern, die sich offenbar alle ein anderes Tempo zum Ziel gesetzt hatten und gaben Gas. Darauf hatte auch ich gewartet. Nach einem kleinen Zwischenspurt hatte ich mich an den Zug angeklemmt. Ab diesem Zeitpunkt überholten wir und überholten und überholten...
Schon kurz hinter Charlottenburg waren die ersten aus Block E eingeholt, im Grunewald waren sogar schon welche aus Block D mit dabei, und so weiter, kurz vor dem Ziel in Berlin konnte ich sogar noch ein paar Versprengte aus Block A überholen. Das Tempo unserer Gruppe war ordentlich, aber ich war nicht am Limit. Meist fuhren wir so um Tempo 40 herum, was sich exorbitant schnell anhört, in einer großen Gruppe im Windschatten auf einer Strecke ohne nennenswerte Berge aber nicht ist. Anders als bei Rennradmarathons fuhr unsere Gruppe, der sich unterwegs weitere Fahrer anschlossen, aber nicht homogen ein gleichmäßiges Tempo, sondern die Fahrt durch Berlin und das Umland wurde früh zur Ausscheidungsfahrt umgewidmet. Nach jeder etwas schärferen Kurve gab es vorne einen kurzen Sprintantritt, um ein paar lästige Windschatten"lutscher" abzuhängen. Man musste sehr aufmerksam fahren und durfte vor der Kurve nicht zu weit herunter schalten, sonst bekam man beim Antritt unmittelbar nach der Kurve kein Tempo und wenn man erst mal 20 Meter weg von der Gruppe war, war der Drop gelutscht, dann kam man nicht mehr ran.
Bei mir lief es gut, die Antritte kosteten zwar Kraft, aber ich wurde nicht abgehängt. Nach einer Stunde der erste Geschwindigkeitscheck: wir waren fast bei Kilometer 40, na also geht doch und das trotz des langsamen Starts. Nach dem Stadtgebiet von Berlin wurden die Straßen schmäler, aber die Stimmung besser. Während in Berlin beim Start nur ein paar Zuschauer am Straßenrand standen, war im Umland die Hölle los. Jede Menge Zuschauer, Blaskapellen, Chöre, Schlagzeuger, es war eine Stimmung wie beim Karneval. Etwa bei km 70 wurde es wieder taktisch spannend; gerade bei solchen Flachlandrennen kommt es nicht nur auf die Beine, sondern auch auf den Kopf an. Wenn man im entscheidenden Augenblick schläft, kann man noch so gute Beine haben, man erreicht nicht das optimale Ergebnis. Zum ersten Mal kam eine Gruppe von Fahrern von hinten aus dem Startblock G herangefahren, die noch ein gutes Stück schneller unterwegs waren als wir. Das war die Gelegenheit, noch etwas fürs Tempo zu tun, das in der zweiten Stunde doch etwas nachgelassen hatte. Gemeinsam mit zwei weiteren Fahrern aus meiner Gruppe schaffte ich den Anschluss und plötzlich ging es mit Tempo 42-45 dahin. Das war genau das Tempo, das ich im Windschatten gerade noch so halten konnte, schade, dass die Gruppe nicht schon eher kam. Die Gruppe fuhr auch nicht so „eckig", sondern homogener, was allerdings auch daran lag, dass wir ein recht langes Stück auf einer (gesperrten) vierspurigen Autoschnellstraße unterwegs waren, auf der es einfach keine engen Kurven gibt. Nach 2 Stunden der zweite Check: wir waren fast bei Kilometer 80, der 40er Schnitt war also immer noch im Bereich des Möglichen. Als wir das Stadtgebiet von Berlin erreichten, merkte ich, so etwa zwischen Kilometer 90 und 100, dass meine Beine so langsam schwer wurden. Kurze Antritte fielen mir schwerer, meist hing ich im letzten Drittel der Gruppe herum und fuhr nicht mehr in der Mitte. Am Flughafen Tempelhof war es dann leider soweit. An einer üblen Windkante auf dem Flughafen konnte ich das Tempo des Eilzugs nicht mehr mitfahren und musste abreißen lassen. Zum Glück fand sich gleich eine andere Gruppe, nicht ganz so schnell, aber auch ganz ordentlich unterwegs. Zu dieser gehörten auch zwei Fahrer von Eldorado Nordhausen. Zwischendrin hatte ich bereits Denny A. von demselben Verein getroffen, der ja schon für uns in Sülzhayn als Gastfahrer am Start war.
In Berlin-Kreuzberg war dann plötzlich das Schild „Noch 15 km" zu lesen. Der Tacho zeigte eine Fahrzeit von 2:35 h, also noch 25 Minuten bis zu den 3:00 h, was ich vorher für mich als das Optimum bei der Fahrzeit angenommen hatte. Wenn ich meinen Schnitt von knapp 40 halte, geht das gerade so auf. Also noch einmal alle Kräfte mobilisieren und das Ziel fixieren. Zeit und Kilometer tickten unerbittlich runter, es konnte gerade so passen, aber es könnte auch knapp daneben gehen....
An der Siegessäule dann das Schild „Noch 2 Kilometer" die Uhr stand bei 2:55 h. Eigentlich bestand nur noch wenig Hoffnung, denn meine Beine waren "fertig" durch die vielen harten Antritte und ich konnte kaum noch beschleunigen. Aber die Straße des 17. Juni war voller Zuschauer und die machten einen unglaublichen Lärm. Da kannst du dich noch so am Limit fühlen, die holen noch ein paar Körner zusätzlich aus dir raus. :-)
Ich schaute auf die Uhr und sah 2:56 - 2:57 - 2:58 auf meiner Uhr und wusste, jetzt musst du einfach treten, treten, treten. Zum Glück war ich auf der Wind abgewandten Seite der Gruppe, konnte dadurch noch ein gute Stück nach vorne fahren und irgendwie ging es dann doch auf. Als ich über die Ziellinie fuhr, zeigte der Tacho 2:59 - geschafft!
Die Endzeit betrug 02:59:28 h, der Schnitt begeisternde 39,35 km/h und die Platzierung war für meine Verhältnisse sensationell: Platz 731 von 4956 (Männer gesamt) bedeutet ein Platz unter den ersten 15 Prozent des Klassements, gleiches gilt für die Platzierung in meiner Altersklasse (Platz 314 von 2052). Dagegen war ich in Köln und in Göttingen nicht einmal im ersten Drittel des Klassements.
Auch Ingo war am Start, das habe ich aber leider erst heute erfahren. Bei insgesamt fast 13.000 Startern sieht man sich nicht zwangsläufig unterwegs bzw. im Start-/Zielbereich und ich wußte leider nicht, dass er auch da ist.
Ergebnisse:
Wolfgang...........2:59:28, Platz 731 gesamt sowie 314 AK SenII
Ingo...................3:11:07, Platz 1716 gesamt sowie 752 AK SenII
Denny................3:21:48, Platz 2618 gesamt sowie 810 AK SenI
Gruß Wolfgang
Rennbericht 4. Skoda Velothon Berlin
Schon fast traditionell ist für mich der Start beim zweitgrößten Radrennen Europas, obwohl mein Rennrad die letzte Zeit eher ungenutzt blieb und ich mich hauptsächlich im Gelände austobte. Die Rennbedingungen waren super und ich stand schon zeitig am Start, wärmte mich in der Morgensonne und entspannte mich einfach. Mein Ziel war die 120 km in 3 Stunden zu knacken, was auch eigentlich im entsprechenden Fahrerfeld im Bereich meiner Möglichkeiten liegt und was ich letztes Jahr mit 3:01 Std. nur knapp verfehlte. Also los! Es knallte und der Kampf ging los. Diesmal wollte ich mich nicht vom Geschwindigkeits-rausch auf den ersten Kilometern durch die Stadt mitreißen lassen wie beim letzten Mal und ließ die erste schnelle Gruppe vom Startblock B ziehen. Dahinter bildete sich ein großes Fahrerfeld von schätzungsweise 80 Fahrern, dem ich mich anschloss und wir kamen sehr gut voran, blieben auch außerhalb der Stadt zusammen.
Die Sonne schien herrlich und lockte zahlreiche Zuschauer auf die Straße. Wie jedes Jahr war wieder ein Junge mit seinem Schlagzeug an der Strecke und motivierte uns mit seinem Sound.
Unser Fahrerfeld schob sich gleichmäßig über die Landstraßen westlich von Berlin und ich bemühte mich, große Kraftakte wie „vorn Tempomachen" zu vermeiden, um Kraftreserven für unvorhergesehene Dinge und vor allem für den letzten Teil der Strecke zu haben.
Aber dann plötlich... Sturz und Vollbremsung, laute Rufe: „Stop, stop!!!!!!!!!!!"
Zum Glück war nichts ernsthaftes passiert aber das Feld riß auseinander und das war nicht der einzigste Sturz. Und dann passierte es, als das Feld langezogen auf die B 101 in Ludwigsfelde auffuhr. Es entand eine Lücke von ca. 15 m und wir hatten plötzlich starken Gegenwind auf der Schnellstraße. Ich schaute mich um, doch hinter mir gab es nur noch 3 Mitstreiter, von denen noch einer mit mir zusammen versuchte, das Fahrerfeld zu erreichen, doch vergebens... So fuhren wir in einer 4-köpfigen Gruppe weiter und verloren an Tempo und natürlich an Kraft. Hinter uns keiner zu sehen, also mußten wir uns weiter allein durchschlagen. Wieder in der Stadt ca. 20 km vor dem Ziel plagten mich Krämpfe und ich versuchte locker weiterzufahren, aber sie begleiteten mich bis zum Schluß und ich verlor wertvolle Zeit. Nach 3 Std 11:07 min hatte ich es geschafft leider nicht mit dem gewünschten Ergebnis.
Später erfuhr ich, daß Wolfgang Kölsch auch mitgefahren ist und eine Superzeit hingelegt hat 2:59:28 und das vom Startblock F: Glückwunsch!!!
Mein Bruder Thomas hat wieder die 60 km - Strecke unter die Räder genommen und fuhr bei 2:03:56 durchs Ziel.
Gruß Ingo