Rennbericht über den 16. Kellerwald Bike Marathon vom 21.4.2013 in Gilserberg von Tobias Grüttner
Bereits zum zweiten mal habe ich mich auf den Frühjahrsklassiker und 1. Lauf des Hessencups bisher vorbereitet. Leider wurde ich im letzten Jahr kurz vorher krank und konnte auch den späteren Auftakt des Harzcups in Bad Harzburg nicht mitfahren.
Am Sonntag ging es dann pünktlich mit dem Sonnenaufgang im Rücken und Traumwetter bei milden 6 Grad insgesamt 170 Km in das wunderschöne Gilserberg in Hessen. Ich wollte diesmal sichergehen und meldete mich erst zum Renntag vor Ort an. Zur Auswahl stand eine 40 Km Strecke die 1, 2 oder 3 mal gefahren werden sollte zu je ca. 950 hm. Ich entschied mich sehr sicher für die Mitteldistanz, da mir längere Strecken bisher gut lagen. Die Veranstalter verkündeten bereits bei den Voranmeldungen einen neuen Rekord von 920 Rennwütigen insgesamt und vor dem Start über 1000 Teilnehmer (inklusive Kidsrace).
Um 9 Uhr gingen alle 80 und 120er an den Start, um 10 Uhr die 40er. Zu meinem Glück fuhr ich gerade entgegen über die Ziellinie um mich warm zu fahren, als diese bereits 20 Minuten vor Start geschlossen wurde. Sofort begannen alle um mich so nah wie möglich an der Linie Aufstellung zu nehmen. Nun drängen die Veranstalter alle noch ca. 10m nach hinten um einen VIP Bereich zu bilden, wo besonders gute und erfolgreiche Fahrer sich versammelten (Vorjahressieger, Weltmeister 2005, und andere Profis). Genau in der ersten Reihe nach diesem Bereich fand ich mich in der Mitte der Straße wieder! Das geht ja schon gut los, dacht ich und hörte noch eine Viertelstunde dem Sprecher bei der Vorstellung der ersten Reihen zu, leicht frierend in meiner kurzen Radhose.
Dann ging es sehr schnell. Der Raum zu den Profis nach vorne wurde freigegeben und schon gings los. Mit einem Führungsfahrzeug wurde eine kleine Einführungsrunde um das Dorf gefahren und dann bei erneuter Startüberquerung von anfeuernden Zuschauern die Haupstraße entlang. Hektisch wurde immer wieder beschleunigt und viel zu spät gebremst. Kleine Fahrfehler lösen in einem dichten Feld schnell große Stürze aus, wie ich sie schon oft gesehen/ erlebt habe, aber zum Glück verlief alles gut.
Die Strecke war allgemein sehr trocken, schnell und technisch nicht sehr anspruchsvoll, übersät mit sehr langen leichten oder kurzen heftigen Anstiegen sowie schnellen Wurzeltrails, Schotterabfahrten und Feldwegautobahnen. Doch durch das leichte wurde es spannend, wer sich auf einer holprigen Abfahrt verschätzte wurde mit einem Plattfuß bestraft. Gefühlt alle 5 Km stand einer mit ner Panne! Ich fuhr mit den RaceKing Reifen von Conti und nicht zu viel Luft drin – rollt super und ich hatte gerade noch so viel drin um die Abfahrten zu meistern. Auch einen Gestürzten Fahrer (ich vermute es war ein Texpa Simplon Fahrer) stand benommen in einer Abfahrt und fuhr nicht weiter.
Das Feld um mich war die ganze Zeit über sehr stark und auf den ersten 10 Km trennte sich fast nix an schwächeren Fahrern heraus, obwohl es nur berghoch ging. Auch sehr hektisch, viele Fahrer sprinteten davon, wurden kurze Zeit später wieder eingeholt und ein anderer versuchte sein Glück in der Flucht, usw. Das Spielchen führ ich am Anfang auch, da man sonst zu weit nach hinten abfällt und den Anschluss an schnellere Fahrer verliert. Doch bald setzte die Vernunft ein und ich teilte mir die Kraft ein und fuhr viel im Windschatten von anderen. 80 Km bieten ja genug Zeit um sich zu verausgaben und so hieß es erstmal abwarten. Erstaunlicherweise gelang es mir in den Abfahrten auch Plätze gut zu machen (und das nicht gerade als Abfahrtspezialist!) und gleichzeitig mich für die nächste Steigung zu erholen. Das Tempo war immer noch sehr hoch, das sollte sich rächen. Kurz vor Ende der ersten Rund (30Km) bekam ich Probleme beim schlucken, ich hatte wohl zu wenig getrunken und kämpfte mit dem Schleim im Hals (Würgereiz inklusive). Das Tempo viel akut, ich musste was trinken und war ca. 30 Sekunden nur am schleichen. Da wurde ich insgesamt von 2 Gruppen zu je mindestens 6 Fahrern überholt! Na toll... . Wieder bei der Sache verfolgte ich sie bis weit in die 2. Runde und endlich (60 Km) brachen viele ein und ich überholte einige. Andere versuchten dann an mir dran zubleiben, wobei ich gezielt darauf achte die Abfahrten nicht zu schnell zu fahren und provoziere so überholt zu werden. Dabei ruhe ich mich aus, bis wieder eine Steigung kam. Sollten sie dann in einer Abfahrt nicht mehr überholen ist dass das Zeichen zum Angriff: Die Berge werden hoch gesprintet und alles daran gesetzt von ihnen weg zu kommen. Funktioniert! Die Verfolger auf Distanz bringen und nicht im Windschatten haben, so wurde der Abstand immer größer. 5 Km vor dem Ziel noch eine Schrecksekunde! Mit dem Hinterrad sehr leicht auf der Felge aufgesessen. Ich dachte sofort das wars jetzt! So oft schon erlebt dass die Felge den Schlauch zerbeißt, also nochmal: Sehr viel Glück gehabt dass nichts passiert ist.
Auf den letzten 500m leider nicht noch eine Attacke abwehren können (zu spät bemerkt) und nach 3 Std und 21 min als 41. gesamt und 14. der Herren ins Ziel (insgesamt 259 auf der Strecke). Ganz schön geschafft, aber zufrieden!
Auf der restlichen Veranstaltung war natürlich viel los und so erholte ich mich bei Bratwurst, Bier und Gesprächen mit bekannten Gesichtern. Die Veranstalter des Hessencups sind wirklich gut! Herzlichen Dank an der Stelle. Auffällig viele Niederländer waren gekommen (besonders bei den 120 Km!). Es scheint also die Mühe wert zu sein hier teilzunehmen, am besten gleich die ganze Rennserie, die ich bereits aus den vergangenen Jahren gut kenne (30.6. Bilstein & 18.8. Zierenberg).
Ich hoffe wir sehen uns hierzu einmal, es wird euch gefallen!
Bis dahin, Kette rechts.
Euer Tobi!